Lyrisches & Kulinarisches

 

In der Rubrik Lyrisches & Kulinarisches werden in regelmäßigen Abständen Gedichte, Geschichten und Rezepte erscheinen wie sie nur das (schwäbische) Leben schreiben kann

Der Schwabe und die Welt

Immer wieder erzählen mir Gäste meiner Vorstellungen selbst erlebte Geschichten,
wie sie nur das Leben schreiben kann. So auch die folgende:

Ein Mössinger reiste vor einigen Jahren mit dem Wohnmobil durch Kalifornien. Die Abreise stand kurz bevor und man hatte noch ein paar Wurstbüchsen übrig, die nicht mit ins Flugzeug genommen werden konnten. Wegschmeißen wollte man die Dosen selbstverständlich nicht. Und so wandte sich der Mössinger auf Englisch an zwei ältere Damen, die sich zufällig in der Nähe aufhielten mit der Frage, ob sie nicht Verwendung für die Wurst hätten. Im Laufe des anschließenden Gesprächs sprachen die Damen den  Wurstbüchsenspender darauf an, dass er dem Klang seiner englischen Aussprache nach zu schließen kein Amerikaner sei. Nein, er sei aus Deutschland, gab da der Reisende zu. Es stellte sich heraus, dass die beiden Damen ursprünglich ebenfalls aus Deutschland stammten aber bereits seit mehr als dreißig Jahren in den USA wohnten. Die nun auf Deutsch weitergeführte Unterhaltung konzentrierte sich auf die Frage, aus welcher deutschen Stadt der Reisende denn käme.
Dessen erste Antwort lautete: aus Stuttgart. Direkt aus Stuttgart?, wollten die
Damen wissen. Nein, etwas südlich davon. Vielleicht würden sie ja Tübingen kennen. Selbstverständlich kenne man Tübingen. Dann sei er also aus Tübingen?
Nein, noch weiter südlich. Aber diesen Ort würden die Damen bestimmt nicht kennen, er heiße Mössingen. Darauf erwiderte die eine der beiden:
„Oh Bua, mir seine vo Dala“ (aus Talheim, heute Teilort von Mössingen)..

 

 

Ein Leberkäs em Sonndichshääs


Text und Musik: Christof Altmann, www.maultasch.com
Copyright: Verlag "Der Löwe lacht", Greutterstr. 69, 70499 Stuttgart

Es war einmal ein Leberkäs
der hätt ein nuiches Sonndichs-Hääs
drin sah er aus wie frischlackiert
wie so richtig rauspoliert.
Denkt sich der schöne Leberkäs
en seinem nuichen Sonndichshääs:
Des Hääs wird jetzt spazieregführt
a Leberkäsin wird verführt.

Schon hockt der gschmalzte Leberkäs
in seiner noblen Daimler-Schees
und hobelt, was er hoble ka
nach Schtuegert en das Schtädtle na.
Der braungebrannte Leberkäs
mit dem nuichen Sonndichshääs
der gleitet sanft wie Bratwurschtbrät
wenn er dann flanieren tät.

Die Königstraße nauf und nonder
flaniert der Leberkäs ganz monter
A Leberkäsin tät er seh’n,
die fand er sofort wunderschön.
Er schaut ihr tief in’s Aug von Fett,
die Leberkäsin fend das nett.
Und auch die Käsin strahlt sodann
aus tausend Augen Fett ihn an.
Da wird dem Leberkäs ganz heiß
es rinnt an ihm herab der Schweiß.
Und am Schloßplatz in den Lüften
riecht’s nach Leberkäse-Düften.

Ein Imbissmann kriegt’s in die Nase,
schnell queret er die Königstraße
und packt mit Fleischerhand geschickt
den Leberkäse im Genick.
Die Leberkäsin schreit : Mordio!
Doch schon ergeht’s ihr ebenso.

Gleich liegt der arme Leberkäs
en seinem Eins A Sonndichshääs
bis an den Gürtel seiner Hos’
in mildtgewürzter Schaschlik-Soß.
Der arme Leberkäs muß leiden
man schneidet ihn nun rasch in Scheiben
und rohe Hände tun ihn stecken
in einen Leberkäsewecken.
Die arme Käsin ist indessen
bereits zur Hälfte aufgegessen.
Sie winkt dem Leberkäs noch zu,
dann hat die Leberkäsin Ruh.

Nun wird verspeist em Sonndichs-Häas
am Schloßplatz au dr Leberkäs
der Leberkäse tut sich rächen .
der ihn verdrückt muß ihn erbrächen.
Drum höre man nun die Moral
auch wenn’s gut riecht- s’ischt ganz egal
nimm zu Dir niemals Leberkäs
in einem nuichen Sonndichs-Häas.

 

 

wieder nauf >>

 

 

Ein Mädchen und ein Gläschen Wein


Ein Mädchen und ein Gläschen Wein
kurieren alle Not,
und wer nicht trinkt und wer nicht küßt,
der ist so gut wie tot.

Johann Wolfgang von Goethe

Dasselbe könnte auf Schwäbisch
in etwa so klingen:

A Schätzle ond a Viertele
die machets Lebe schee
ond wer nex schlotzt ond net bussiert
der isch so guat wie hee.

schwäbische Übersetzung: Christof Altmann

 

 

wieder nauf >>

 

 

Hawai-Song

 

von Martin Kade
mit kleinen Ergänzungen und Änderungen von Christof Altmann

Dr Schwob ohne sei Wai
isch wie a Frühling ohne Mai
des isch wie Goisburg ohne Marsch
wie a A-Löchle ohne Arsch
des isch wie Spätzle ohne Soss
furzdrogge, oifach gnadelos
des isch wie 50 Kilometr Stau
odr a Hohaloher Sau
uff Ananas Diäht -
sell wär doch oifach jeessesmässig bled.
Ebbes reachtes für den Schwob? Was isch's? Was ka des sei???
Des isch doch klar

Refrain:
Ha Wai, ha Wai, ha Wai.
ha wai, ha wai, hawai, hawai.
Hawai hawai hawai hawai hawai hawaiaiaiaiai
hawai hawai, ha sell isch klar
hawai hawai.

Dr Schwob ohne sein Wai
isch wie a Omledd ohne Ei
a Daimler ohne Rüggwärdsgang
s' isch wi a Ying mit ohne Yang
des isch wi a Bäse ohne Schtiel
granade Glomp, sell daugt net viel
des isch wie a Würschtle ohne Kraut
a Hochzeitfeier ohne Braut
odr a Mauldasch ohne Brät
was I scho wirklich garnet fresse dät.
Ebbs reachtes für den Schwob? Was isch's? Was ka des sei???
Des isch doch klar:

Refrain
Ha Wai, ha Wai, ha Wai............

 

 

wieder nauf >>

 

 

 

I möcht' so gern a Maultasch sei


(Text und Musik: Christof Altmann)

I möcht' so gern a Maultasch sei
du wärsch du ond du wickelsch' me ei.
I wär dei broider Nudeldeig
du dädsch mi knete lang ond breit
mit deine scheene Fenger
do dädsch du mi dalge
ond drugga, ond knuddla
ond hin und her walga.
I möcht' so gern a Maultasch sei.....

I möcht' so gern a Maultasch sei
du wärsch du
ond du wickelsch me ei
bloß du dädsch mei innerschtes kenne
ond dir an mir dei Göschle verbrenne
mit deine Händ dädsch du mei Füllung knete
du gäbsch mir Würze ond Geschmack am Leba.
I möcht' so gern a Maultasch sei.....

I möcht' so gern a Maultasch sei
du wirfsch mi en des Wasser nei
en dei Göschle dädsch du mi schtecka
mit deiner Zong an mir romschlecka
mit deine volle Lippa do dädsch du an mir sauga
i zerfließ auf deiner Zong
ja des dät mir dauge
I möcht' so gern a Maultasch......
I möcht' so gern a Maultasch........
I möcht' so gern dei Maultasch sei!

 

 

 

wieder nauf >>

 

 

In Vino

 

Warum uns wohl der Wein so schmeckt?
Weil in ihm die Wahrheit steckt.
Er ist nicht nur kšstlich na§
in ihm ist auch die "Veritas".
So fŸhren wir ihn Glas um Glase an unsÕre duftumwšlkte Nase
lassen den Gaumen ihn umspielen
den Hals, den Schlund ihn krŠftig fŸhlen
vom Magen in die Adern stršmen
lassen ihn das Blut verwšhnen.
Und sind bei allem unterdessen
stets nur auf "Wahrheit" ganz versessen.
Jedoch so ist es halt im Leben-
nach Wahrheit mu§t Du ewig streben.

Christof Altmann

 

 

 

Der Schwabe: weltoffen ?- verhockt? oder gar weltoffen verhockt?

Wo isch’n dr Karl wirklich?

Mein längst verstorbener Großonkel Karl aus Hochdorf*
war als junger Bauingenieur bereits in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts (also 1920) auf der ganzen Welt unterwegs- ein weltoffener Schwabe also.
Das hat ihn allerdings keineswegs daran gehindert, in seiner Freizeit am Wochenende im Laufe seines Lebens zwei Häusle nahezu ausschließlich in Eigenarbeit zu bauen oder "am Sonndich" den Kompost umzusetzen, wofür er denn auch vom örtlichen Dorfbüttel mit einer Geldbuße von 5 Mark belegt wurde. Geschäftsreisen nach Amerika oder Australien (ganz zu Schweigen von privaten Reisen) waren damals für "en Bue aus ma Bauredorf" ziemlich ungewöhnlich.
Der Großteil der Bevölkerung hatte zu dieser Zeit von der Welt nicht viel mehr als ein paar umliegende Dörfer oder das nächste Kreisstädtchen kennengelernt. So auch Karls Mutter. Als er wieder einmal auf Reisen war, fragte die Mutter seine Frau: "Du Else, sag amol, wo isch’n dr Karl wirklich?" Darauf Else wahrheitsgemäß:" Ha der isch grad en Auschtralia". "So"- entgegnet da die Mutter, "no wird er jo über de Sonndich hoimkomme".

 

*zur geographischen Orientierung: Es handelt sich hier um Hochdorf bei Vaihingen / Enz. In den vergangenen Jahren dadurch bekannt geworden, daß dort (auf einem Acker meines Großonkels Fritz) ein unversehrtes Keltengrab entdeckt wurde. Der Keltenfürst von Hochdorf ist heute im Original im württembergischen Landesmuseum Stuttgart, in der Kopie im Hochdorfer Keltenmuseum zu besichtigen. Zwischendurch reist auch dieser 2500 Jahre alte Keltenfürst "en dr Weltgschicht omanander", zum Beispiel war er neulich in Bilbao (Spanien). Der SWR hat darüber in seiner Reihe "Schätze des Landes" im dritten Fenrsehprogramm berichtet.

 

 

wieder nauf >>

 

 

Bubeschpitzle mit frischem Sauerkraut

 

man nehme:
800 g Kartoffeln
Salz
2 Eier
200 g Mehl
100 g Gries

Kartoffeln in der Schale kochen, leicht abkühlen lassen, schälen und durch die Kartoffelpresse drücken. Dann Eier, Mehl, Gries und etwas Salz zugeben und alles zu einem festen Teig vermischen. Kleine Stücke abzupfen, daraus "Wargele" formen und auf einem Backbrett auslegen.
Anschließend die rohen Bubeschpitzle im kochenden Salzwasser etwa 4 Minuten garen. In einer Pfanne Butter zergehen lassen, die fertig gegarten Bubeschpitzle in die Pfanne geben und kurz anbraten. Frisches Sauerkraut etwas auseinanderzupfen und mit den Bubeschpitzle in der Pfanne vermischen. Noch einige Minuten auf kleiner Flamme ziehen lassen, bis das Sauerkraut schön angewärmt ist und dann heiß servieren. Zusammen mit einem kühlen Riesling ein Gedicht.

 

A propos Gedicht: Das Lied zum Rezept finden Sie auf meiner CD "I möcht‘ so gern a Maultasch sei..."


Erhältlich unter www.der-loewe-lacht.de oder im Buchhandel.
Den richtigen Wein finden Sie preisgünstig in unserer ökologischen Weinhandlung "in Vino".
Telefon 0711 / 83 80 100

 

 

 

wieder nauf >>

 

 

 

Bottschamber ond Brezel

 

Folgende Geschichte hat sich in den 30-er Jahren in Leonberg zugetragen.
Die für ihre Eigenheiten stadtbekannte Inhaberin eines Haushalts- und Spielwarengeschäftes am Marktplatz bestellte eines Tages beim "Bäcke-Wilhelm" Laugenwecken für den Samstag morgen.
Als sie diese dann abholen wollte, stellte sich heraus, daß der Bäcke-Wilhelm wohl die Bestellung entgegegenommen, aber wieder vergessen und an diesem Morgen bereits alle frischen Laugenwecken verkauft hatte. Es war ihm sichtlich peinlich- und der Bäcker versuchte die Kundin zu beschwichtigen: "Aber ganz frische Brezle hätt i no für Sie, se send grad aus em Ofe komme." "Noi"- erwiderte daraufhin die Kundin schnippisch "jetzt han i mi auf Laugewecke eigstellt, no will i koine Brezle." Sprach's, drehte sich auf dem Absatz herum und verließ rauschend den Bäckerladen.
Darüber geriet nun aber der Bäcker seinerseits furchtbar in Rage und polterte drauflos: "Ond wenn e zu dere neikomm ond will a Kaffeetass', ond se hot grad koine do, no ben e sicher daß e mit em a Bottschamber wieder aus em Lade rauskomm."

 

 

 

wieder nauf >>